La Palma – Der Film

Was will uns dieser Film eigentlich sagen? Mir fällt nach knapp 80 Minuten absolut nichts ein, was übrig bleiben sollte.
Die Bilder liefen über den Bildschirm, und ich habe mich bis etwa zur Minute 18 gefragt, wann der Film anfängt. Nun, er fing gar nicht an.
Wie sehr hoffte ich auf schöne Impressionen meiner Lieblingsinsel. Landschaften, der Blick von den Bergen in den Sonnenuntergang, geheimnisvolle Barancos, eindrucksvolle Drohnenaufnahmen, Inselecken, die ich noch nicht kennen würde, Begegnungen mit Palmeros, die mich berühren würden. Wie sehr erwartete ich vom Trailer heterosexuellen Witz, grüne Auen und glitzernde Augenblicke.
Stattdessen sah ich einen handwerklich billig zusammengeschusterten Film, dessen Plot in drei Halbsätze passt: Kriselndes Paar verirrt sich, versucht mit albernem Kram das Beste aus der „verfahrenen“ Situation zu machen, zofft sich trotzdem, am Ende fällt ihnen aber auch nichts besseres ein. Ja, ich glaube, das war das Wesentliche. Also wahrhaftig nix!
Zitat vom Klappentext der DVD: „Es beginnt ein Rollenspiel: Er wird zu Pablo, einem maskulinen und aufregenden Spanier, in den Sanne sich neu verlieben kann. Sanne schlüpft nach einigem Zögern in die Rolle der Alba, einer lasziv verführerischen Spanierin.“ Klingt schon nach reichlich heterosexuellen Klischees. Hätte ja vielleicht lustig werden können, verreckte aber an der Dürftigkeit der Umsetzung.
Leider wird diese „Story“ über fast endlose Minuten gestreckt. Szenen, bei denen die Kamera minutenlang in einem dunklen Auto auf ein Gesicht hält oder später noch länger in einem dunklen Raum auf einen Türausschnitt. Könnte ja ein brauchbare Stilmittel sein, wenn man dabei nur etwas sehen, besser noch, etwas empfinden würde. Doch die Personen bleiben leer, wo sie nicht schon voraussehbare Abziehbilder sind, die Handlungen während dieser Takes gruselig nichts-sagend, die Bildausschnitte wirken wie Impressionen eines Depressiven.
Neben dieser dürftigen Kameraarbeit ist auch die Tontechnik eher am unteren Ende der Skala. Gut, im Originalton sind Aufnahmen am Meer oder im Wind sicher nicht leicht. Aber verknüpft man diese „Herausforderungen“ mit dem Genuschel der beiden Hauptprotagonisten, so versteht man auch von den Dialogen des Filmes nichts.
Braucht man aber auch gar nicht. Weil die Rollenspiele und die Dialoge der beiden ohnehin nur albern und konstruiert wirken. Weil die Energie zwischen den beiden nicht für eine Öko-Sparbirne reicht.
Und erst diese überflüssig drangeflanschten Nebendarsteller: Ein älteres Residenten-Paar, die sich treudoof auf das Gespiele einlassen. Eine Neuauswanderer-Familie (hölzern gespielt wie eine Eiche-rustikal-Schrankwand), deren altertümliche Rollenmodelle scheinbar offenbarend sein sollen. Ein irgendwo hergecasteter junger, spanischer „Hombre“, bei dem sich kurz vor dem Coitus zeigt, dass er noch beim verständnisvollen Papi wohnt. Was für eine überflüssige Personalkulisse.
Die interessanteste Begegnung war tatsächlich jene mit einer holländischen Aussteigerin, die in El Tablado einen Laden übernommen hat und Markus (mit Untertitel) den Kaktusfeigensaft erklärt.
Die vernichtendste Erkenntnis ist aber leider, dass der Film noch nicht einmal den Witz der üblichen deutschen Komödien der Marken Schweighöfer, Riemann, M’Barek hat. Von der Erotik ganz zu schweigen. Zwei Langweiler sind zusammen, man weiß nicht warum, und erzählen uns eine langweilige Geschichte… man weiß nicht warum. Gähn. Ich habe wirklich alle 5 Minuten auf den Timer geschaut und sehr schnell darauf gehofft, dass der Film noch zu irgendeinem Ende kommt. Naja, zumindest der Abspann lief irgendwann ab Minute 80.
Ich habe ja so meine Mutmaßungen über das Zustandekommen dieses Filmes:
Die Macher haben nach einem La-Palma-Stop mit der AIDA ein zweiseitiges Exposee an die verschiedenen Förderanstalten geschickt. Plötzlich gingen die Gelder ein, u.a. von der Filmförderungsanstalt der Kanaren oder von La Palma. Also musste man in der Not eine Art Drehbuch zusammenklöppeln, wollte sich von den Dreharbeiten aber nicht den Urlaub auf La Palma versauen lassen. Also hat man sich etwa drei Tage Zeit genommen, bis alle Szenen im Kasten waren, und hat sich die restlichen zwei Wochen die Sonne auf den Balg scheinen lassen.
Warum dann aber dieser Film und seine Beteiligten zu seinem mehrfach verschobenen Kinostart durch die Feuilletons der Republik gereicht wurden, ist mir ein Rätsel. Wahrscheinlich hat sich keiner der Rezensenten diesen Film jemals bis zum Ende angesehen.
Wirklich sooo schlecht. In diesem Urteil bin ich mit meinen drei Mitguckern einig. Letztlich gewinne ich einen gewissen Trost daraus, dass durch diesen Film die Insel La Palma nicht von neuen Touristen überrannt werden wird.