Leitfaden Triggerpunkte

von Irnich, Dominik

Kleines, pralles Info-Paket zu allen Aspekten der Triggerpunkte

Als ich mich erstmals mit den Thema Triggerpunkte befasst habe, habe ich auch mit diesem Buch von Dominik Irnich geliebäugelt, weil es mir als eines der Standardwerke empfohlen wurde. Die nun vorliegende Studienausgabe ist überraschend klein, und der Begriff „Taschenbuch“ ist mir in den Sinn gekommen. Für dieses relativ kleine Format (ca. DIN A5) ist es prall vollgepackt mit Informationen, auch mit aktuellen Forschungsergebnissen z.B. zu den Faszien. Nicht zuletzt kommt auch der deutsche „Faszien-Papst“ Schleip zu Wort. Ich glaube, es handelt wirklich jeden Aspekt der Triggerpunkt-Thematik ab.

Allerdings: Für mich fast schon zu vollständig. Die Kapitel wurden von verschiedenen Autoren verfasst, und es scheint mir, jeder wollte seine Sichtweise auf diese Pathologie vermitteln. Da werden biochemische Ursachen ebenso erörtert – ausführlich – wie die Bezüge zur Akupunktur bzw. zum Meridian-System der TCM. Ich glaube, die Thesen widersprechen sich nicht unbedingt, vielmehr ergänzen sich ganz gut. Jedoch fällt es dem medizinischen Laien mitunter sehr schwer, der wissenschaftlichen Fachsprache zu folgen oder in der Abwägung der Ansätze sein eigenes Funktionsmodell bzw. Verständnis im Kopf zu entwickeln.

Ich selber habe mich nach der Heilpraktiker-Ausbildung den Triggerpunkten angenähert, verfüge aber ansonsten über keine medizinische Fachausbildung, bin also auch kein Physio-Therapeut oder so. In diesem Buch schreiben u.a. verschiedene Wissenschaftler, und sie bedienen sich dabei mitunter einer Fachsprache, die weniger darauf zielt, in der Breite Wissen zu vermitteln als in einem elitären Kreis seine Ansätze darzulegen. Das soll bedeuten: Teilweise Mediziner-Sprech, die den „normalen Leser“ überfordert oder schlicht ausgrenzt. Es ist vom didaktischen Standpunkt aus kein Lehrbuch, soll es aber wohl auch nicht sein.

Die Struktur des Buches ist aber m.E. trotzdem sehr gut. Es werden die Triggerpunkt-Grundlagen, ausgehend von der Funktionsweise der Muskulatur, über Biochemie, Pathomechanismus, Diagnostik und Therapie, und somit fast alle Aspekte behandelt. In den ersten Kapiteln hätte ich mir zu manchen Ausführungen die passenden Grafiken gewünscht, weil bei mir bei Nennung der vielen Muskelnamen nicht gleich das passende Bild vor dem inneren Auge auftauchte; da mag es Physiotherapeuten oder Orthopäden anders gehen. Auch manche Mechanismen oder Abläufe wären mit didaktisch aufbereiteten Bildern leichter nachzuvollziehen.

Gut ist, dass eine ganze Reihe von Behandlungsansätzen erläutert wird. Es gibt eben nicht einen Weg, der wie ein Heilsversprechen verkündet wird oder gar dogmatisch verfolgt wird. Vielmehr werden klassische Verfahren (Physiotherapie, Dehnung, Training) ebenso aufgeführt wie sog. alternativ-medizinische Methoden (z.B. Akupunktur, Rolfing, Schröpfen, Tuina). Gleichwohl finden aber auch technische Verfahren (z.B. Ultraschall-, Elektro-, Laser-, Stoßwellentherapie) und Entspannungsverfahren Platz. Insgesamt umfasst dieser Abschnitt (Kapitel 15) 200 Seiten und damit etwa ein Viertel des Buches. Es gefällt mir sehr gut, dass hier nicht nur die westliche, mitunter verbohrte Schulmedizin zu Wort kommt!

Das letzte und längste Kapitel 16 umfasst mit ca. 360 Seiten fast die Hälfte des Textes und geht all jene Muskel durch, in denen sich schmerzhafte Triggerpunkte befinden können. Und jeder Muskel wird mit Anatomie (& Lage der Triggerpunkte), speziellen Triggerpunkt-Beschwerden (Ausstrahlung), Diagnostik und unterschiedlichen Therapie-Ansätzen (auch Akupunktur und Psychosomatik) dargestellt, und es werden auch Empfehlungen für den Patienten ausgesprochen (i.d.R. Selbstdehnungen). Die Texte werden durch Grafiken und Fotos ergänzt, leider ist die Aussagekraft bei zwei Druckfarben (schwarz/grau und blau) begrenzt und dadurch mitunter unzureichend. Und einige Bilder zu den Schmerzausstrahlungsmustern ähneln eher Schnittmustern und sind ohne Legende leider m.E. unbrauchbar.

Fazit:
Es handelt sich nicht um ein Lehrbuch, auch wenn es als „Studienausgabe“ benannt ist! Meiner Meinung nach kann man keinen Einstieg in die Triggerpunkte bekommen, weil es das didaktisch einfach nicht her gibt. Vielmehr ist es als Nachschlagewerk und zur Vertiefung einzelner Punkte hilfreich. Das Buch „liest sich nicht so durch“. Man kann aber natürlich einzelne Kapitel oder Muskeln als Tagesaufgabe durcharbeiten. Auch wenn es aus verschiedenen Gründen „nicht mein Buch“ ist, so halte ich es grundsätzlich für sehr gut. Einen Punktabzug gebe ich allerdings, weil es zum einen vom Format her m.E. zu klein ist (Minischrift) und weil mir die Grafiken unzureichend oder unverständlich sind; das ist die Folge der Zweifarbdruckes und der winzigen Größe.